Ein Interviewformat? Eine Reportage? Oder doch eine Einzelproduktion? Die Welt der Podcasts ist vielfältig, aber nicht jedes Format macht zu jedem Thema Sinn. Wir liefern einen Überblick über die wichtigsten Formate und deren Vor- und Nachteile.
Das Interview ist ein klassisches Format für Podcasts und bietet die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Interviewpartner*innen diverse Themen abzudecken oder ein Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.
Vorteile dieses Formats sind die vielfältigen Möglichkeiten, da man sich rasch ein ganzes Netzwerk von Expert*innen aufbauen kann. Von diesen kann man als Host selbst viel lernen, damit ist nur wenig Eigenrecherche nötig. Diverse Gesprächspartner*innen bieten ausserdem den Vorteil, dass ihre Meinungen miteinander verglichen werden können und so Rückbezug zu vergangenen Episoden gemacht werden kann, damit ein roter Faden durch das ganze Format entsteht. In der Produktion ist ein Interviewformat nicht besonders aufwändig, wenn das Gespräch zuvor gut geplant wurde.
Nachteile sind jedoch, dass sich der Host in den Gesprächen zurücknehmen muss, um den Expert*innen die Bühne zu überlassen. Ausserdem fallen einem vielleicht spontan fünf Expert*innen ein, die man kontaktieren könnte – je nach Grösse des Formats müssen aber Interviewpartner*innen für Dutzende Episoden gefunden werden. Damit ist man als Host immer von der Gunst der Gäste abhängig. Und selbst wenn ein Experte oder eine Expertin dann zugesagt hat: Nicht jede und jeder mit einem grossen Wissensschatz eignet sich auch als Podcast-Gast und kann Sachverhalte hörernah erklären.
Reportagen eignen sich besonders gut, um das Publikum mit auf eine Reise zu nehmen. Wie entsteht eigentlich ein Raketenglacé? Was passiert bei einem Marathon hinter den Kulissen? Und was macht ein Kantonspolizist oder eine Kantonspolizistin den ganzen Tag? Genau solche Fragen können mit einer Reportage gut beantwortet werden. Sie bietet den Vorteil, dass sie abwechslungsreich gestaltet werden kann und sich mit dem Thema häufig auch schon die richtige Hintergrundmusik oder generelle Soundgestaltung ergibt.
Genau deshalb sind Reportagen auch das aufwändigste Format in der Produktion. Wenn vor Ort nicht genügend oder das falsche Material aufgenommen wurde, wird eine Nachbearbeitung schwierig bis unmöglich. Deshalb erfordern Reportagen genaue Planung, der ungefähre Ablauf der Episode muss im Kopf bereits festgelegt sein. Zudem ist dieses Format stark von Umwelteinflüssen abhängig. Wenn es bei der Reportage auf dem Bio-Bauernhof wie aus Eimern schüttet, dann ist das Rauschen des Regens auch im Podcast hörbar.
Genau das kann aber wiederum ein Vorteil sein, weil sehr gut eine Stimmung erzeugt werden kann. Vielleicht passt der Regen gerade besonders gut auf den Bio-Bauernhof, weil es dort ja schliesslich um die Natur geht. Oder wenn die Grundstimmung der Episode etwas düster oder traurig sein soll, kann Regen diese Emotion wunderbar erzeugen oder verstärken.
Gerade bei Reportagen kann ausserdem sehr gut an verschiedenen Orten Musik eingebaut werden, die wiederum die Geschichte unterstreicht. Und passende Soundeffekte ergeben sich meistens von selbst, da die ganzen Hintergrundgeräusche automatisch mitaufgenommen werden. Das Format der Reportage bietet damit von allen Formaten vermutlich am meisten Platz für Spielereien.
Dieses Format bietet viele der Vorteile eines Interviewformats, dabei können sich aber beide Hosts als Expert*innen positionieren. Häufig handelt es sich bei Co-Hosting-Formaten um Comedy-Podcasts, es kann aber auch ein ernsthafter Austausch stattfinden.
Grösster Vorteil des Co-Host-Formats ist, dass nicht der ganze Podcast von einer einzigen Person abhängig ist. Damit kann ein sehr dynamisches Format entstehen und die beiden Hosts können sich gegenseitig neue Inputs geben. So entstehen unterschiedliche Blickwinkel und Abwechslung.
Allerdings ist es bei einem derartigen Format zentral, dass die beiden Hosts gut miteinander harmonieren. Wenn ein gewisses Konfliktpotenzial vorhanden ist, kann das unter Umständen kurzfristig spannend sein, auf lange Sicht ist es für das Publikum aber wenig angenehm, wenn sich zwei ständig streiten und dabei das zentrale Thema aus den Augen verlieren. Ausserdem müssen sich beide Hosts gleichermassen für das Format einsetzen, denn wenn eine*r der beiden plötzlich abspringt, geht die Grundlage des ganzen Formats verloren.
Eine Gesprächsrunde bietet ähnliche Vor- und Nachteile wie ein Co-Host-Format. Mehr Personen können das Format abwechslungsreicher gestalten und mehr unterschiedliche Meinungen und Inputs einbringen. So kann eine spannende Gesprächsdynamik entstehen.
Genau diese Dynamik hat aber auch ihre Tücken. Je mehr Stimmen in einem Podcast vorkommen, desto anstrengender ist es für die Hörer*innen, dem Gesprächsverlauf zu folgen. Ausserdem wird es schwierig für einzelne Gesprächspartner*innen, sich zu positionieren, wenn gleichzeitig auch noch Platz für vier weitere Meinungen sein muss.
Deshalb braucht es einen guten Host, der oder die durch das Gespräch führt und die Meinungen koordiniert, damit nicht ein unübersichtlicher Stimmenmix entsteht. Auch die Nachproduktion kann sich schwierig gestalten, da sich Antworten überschneiden und die Lautstärken unter Umständen angepasst werden müssen.
Zudem sollte hier bereits im Vorfeld ein regelmässiges Datum für die Aufzeichnungen festgelegt werden, weil sonst die Terminfindung zum mühsamsten Teil des ganzen Podcasts werden könnte.
Bei diesem Format steht der Host im Fokus. Er oder sie erzählt Geschichten oder erklärt Sachverhalte. Wichtig hierbei ist, sich klar zu positionieren und auf ein Thema festzulegen. Natürlich darf ein Host auch einmal abschwenken, aber wenn eine Biologin als Host eigentlich den perfekten Gemüsegarten und seine unterschiedlichen Pflanzenarten erklären will, sollte es nicht plötzlich eine Episode lang um ihren neuen Audi oder ihren aktuellen Lieblingsfilm gehen.
Vorteile der Einzelproduktion sind der einfache Schnitt und die einfache Koordination. Dieses Format eignet sich für all diejenigen, die sich selbst eine Bühne geben möchten und etwas zu erzählen haben.
Auf der anderen Seite kann dieses Format schnell eintönig wirken und braucht eine gute Planung, selbst wenn es sehr spontan scheint. Ohne ein ungefähres Gesprächsskript fehlt häufig der rote Faden und die Hörerschaft bleibt etwas ratlos zurück.
Wer sich im Vorfeld nicht auf ein Format festlegen möchte, kann auch eine Mischform wählen. Die Vorteile davon liegen auf der Hand: Je nach Thema kann das Format variiert, Gesprächspartner*innen eingeladen oder Reportagen organisiert werden. Damit bleibt es für das Publikum spannend und abwechslungsreich.
Aus diesen vielfältigen Möglichkeiten entstehen aber auch Nachteile: Soll ich ein bestimmtes Thema selbst erklären? Interviewe ich dafür Expert*innen? Oder erkläre ich es doch ganz “hands-on” in einer Reportage?
Hier muss jedes Mal aufs Neue ein Plan aufgestellt werden, wie eine Episode klingen soll. So entsteht erst nach langer Zeit eine gewisse Routine und im Vornherein ist immer schwierig abzuschätzen, wie aufwändig jede Folge wird.
Immer noch nicht sicher, welches das richtige Format ist? Wir helfen gerne weiter! :)